Ich verabschiede mich…

Wahrscheinlich habt ihr es in meinem letzten Eintrag gelesen oder sonst erfahren, dass ich keine einfache Zeit hinter mir habe. Mit den Rennen an der Schweizermeisterschaft in Zinal habe ich meine Rennsaison 2024/25 beendet. Eine Saison, die mit einer Verletzung begonnen hat und in der nicht alles so gelaufen ist wie geplant. In den vergangenen Wochen und Monaten habe ich viele Gespräche mit Vertrauenspersonen wie meiner Sportpsychologin, Trainer, Kollegen, Familie usw. geführt. Viele Gedanken sind mir durch den Kopf gegangen, vieles hat mich sehr beschäftigt. Je länger desto mehr habe ich gemerkt, dass sich meine Ziele und Pläne für die Zukunft verändert haben – meine grossen sportlichen Visionen und Träume haben an Schärfe verloren. Es ist sehr schwierig akzeptieren zu können, dass der langjährige Kindheits- und Jugendtraum, einmal ganz vorne im Skiweltcup mitzumischen, langsam verblasst. Zuerst verdrängt man all diese Gedanken, das Unterbewusstsein ist jedoch nicht mehr zu 100 % bei der Sache – gute Resultate zu bringen wird immer schwieriger. 

Nach diesen Worten ist es wohl nicht mehr schwierig zu erraten, dass ich mich für den Rücktritt aus dem alpinen Skirennsport entschieden habe. Für diese Entscheidung brauchte ich sehr viel Überwindung und Mut. Doch es bringt nichts, wenn ich mir gegenüber nicht ehrlich bin, nur um dem nachzugehen, was ich bisher mit grösster Überzeugung getan habe und was ich auch gegen aussen vertreten habe. Diese Situation zu akzeptieren ist sehr schwierig – für mich, aber auch für mein Umfeld und im Besonderen für meine Familie. Ich habe mich verändert, meine Ziele und Visionen haben sich verändert und so braucht es eine Veränderung in meinem Leben.

Viele Stunden, Tage und Wochen sehr harter Arbeit habe ich mit meiner absoluten Überzeugung in den vergangenen Jahren in den Skirennsport auf höchstem Niveau investiert. Trotz grosser Anstrengung, viel Schweiss und kalten Füssen – ich habe in diesen Jahren sehr viele wunderschöne, unvergessliche und ganz besonders sehr erfolgreiche Momente erleben dürfen. Für mich ein riesiges Privileg, was nur ganz wenige Jugendliche in meinem Alter haben dürfen. Der Skirennsport hat mich zu der Person geformt, die ich heute bin. Neben dem perfekten Skifahren und der Trainingslehre konnte ich unheimlich viel für mein zukünftiges Leben lernen. Fokussierung, Organisation, Verhandlungsgeschick, Präsentieren, Vernetzung, visionäres Denken und ganz vieles mehr. Die harte und zielgerichtete Arbeit seit meiner Kindheit hat sich absolut gelohnt und war die beste Investition für meine Zukunft. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich durch den Sport jemals etwas verpasst habe oder ich auf etwas verzichten musste. Klar, ich war viel unterwegs und hatte wenig Zeit für Freizeit und Freunde. Mit meinen Kollegen vom Skirennsport durfte ich extrem viele unvergessliche Momente erleben. Zudem durfte ich viele neue Ortschaften sowie Skigebiete kennenlernen. All diese Erinnerungen werden mir ein Leben lang bleiben und ich darf immer wieder auf die schönste Kindheit und Jugend zurückblicken. Ich hätte mir nichts Besseres vorstellen können.

Ich könnte hier noch viel zum wieso und warum schreiben – aber auf dem schriftlichen Weg, meine Gefühle zu 100 % zu vermitteln, ist schwierig, wenn nicht unmöglich. Ausserdem würde dies den Rahmen dieses Eintrages einmal mehr sprengen. Ich bin jedoch überzeugt davon, dass ich den ein oder anderen von euch in naher Zukunft wieder einmal antreffen werde. Sei es bei einer Velorundfahrt im Sommer oder bei einem Skitag im Winter – ich werde natürlich nach wie vor aktiv bleiben. Nur halt mit etwas mehr Genuss und weniger Leistungsdruck;)

Viele von euch werden sich nun wohl auch denken, wo es mich in Zukunft hin zieht. Zu 100% kann ich diese Frage noch nicht beantworten, da ich zur Zeit noch in diversen Abklärungen bin, wie ich meine bisherigen Erfahrungen bestmöglich einsetzen kann. Fest steht, dass ich im Frühsommer die Matura abschliessen werde und dass ich ab Herbst 2025 Berufserfahrungen sammeln möchte. Durch meine Fähigkeiten, die ich mir durch Verhandlungen mit Sponsoren, durch Organisieren und Durchführen von diversen Sponsorenanlässen sowie durch Präsentationen vor kleinerem und grösserem Publikum angeeignet habe, zieht es mich in Richtung Sales oder Event-Management. Zur Zeit bin ich jedoch noch auf der Suche nach einer passenden Praktikumsstelle, bei welcher ich mich in einem Team integrieren und mich bestmöglich auf ein kommendes BWL-Studium an einer Fachhochschule vorbereiten kann.

Die ein oder anderen von euch waren bereits einmal an einem Anlass von mir und wissen von meinen Präsentationen, dass ich unter Plan B jeweils noch Kirminalpolizist oder REGA Pilot aufgeschrieben habe. Diese beiden Berufe sind nach wie vor nicht komplett weg von meinen beruflichen Interessen. Für die Kriminalpolizei möchte ich jedoch so oder so noch ein paar Lebensjahrerfahrungen mehr auf dem Konto haben und für Helikopterpilot versuche ich mich begleitend zu dem oben erwähnten Plan auf diverse Prüfungen vorzubereiten, die mir eventuell den Einstieg zur Ausbildung zum Militärpiloten ermöglichen. Aber auch hier gilt – es ist ein langer und harter Weg mit vielen Selektionsschritten. Grosse Träume habe ich weiterhin und ich werde hart und fokussiert dafür Arbeiten, diese zu verwirklichen.

Gerne nutze ich diese Gelegenheit, um mich bei euch allen zu bedanken. Ihr alle habt mich auf diesem Weg emotional und zum Teil auch finanziell unterstützt und mir so immer wieder viel Motivation geschenkt. Auch wenn es nun auf diesem Weg leider nicht mehr weiter geht, bin ich euch dafür extrem dankbar. Ich freue mich, wenn sich unsere Wege in Zukunft wieder einmal kreuzen und wir uns austauschen können. Ebenfalls bedanke ich mich bei all meinen Teamkollegen und Trainern für die extrem vielen, unvergesslichen Momente, die wir zusammen erleben durften. Ich bin überzeugt, dass wir weiterhin in Kontakt bleiben werden.

An meine Teamkollegen: ich bin überzeugt, dass mindestens einer von euch es bis ganz an die Spitze schaffen wird und ich freue mich, wenn wir dann zusammen auf den grossen Erfolg anstossen können!!! Dank euch werde ich meinen Abschied vom Skirennsport nie vergessen. An meinem allerletzten Rennen an den Schweizermeisterschaften wurde ich unter eurem grossem Jubel und Applaus über die Ziellinie getragen und von euch im Ziel empfangen. Mit einer Prosecco-Dusche habt ihr mich auf euren Schultern mit viel positiver Energie auf meinen neuen Lebensabschnitt getragen. Ihr seid grosse Klasse und ich werde euch immer in bester Erinnerung haben! Wir sehen uns ganz bestimmt wieder, ich danke euch allen ganz herzlich!

Schön isch’s gsi – merci viu, viu Mau!!!

Zu guter Letzt bleibt ein spezieller Dank an meine Familie. Ohne die Unterstützung von meinen Eltern und meiner Schwester wäre ich nie so weit gekommen und hätte ganz viele unvergessliche Momente nicht erleben dürfen. Diese Zeit wird mir immer positiv in Erinnerung bleiben und ich werde euch ewig dankbar sein. Ihr wart das entscheidende Puzzle-Teil, ohne welches ich diese Leidenschaft nie so lange mit absoluter Freude und Motivation ausleben durfte.

Das erweiterte Umfeld wie die Grosseltern, meine Freundin Luana, Heinz und Sylvia, der Motivator Müusi, der Physiotherapeut und Motivator Michel, Fitnesstrainer Savo und meine Psychologin Suzan sowie all meine Skitrainer, die Stöckli Rennskispezialisten Stefan, Harry und Max, die Skiclubs Faulensee-Lakers und Adelboden und viele unglaublich grosszügige Sponsoren und Unterstützer*innen haben alle dazu beigetragen, dass ich unter anderem zwei Schweizermeistertitel und viele andere grosse Erfolge feiern durfte. Ganz herzlichen Dank euch allen!

Nun wird es eine Veränderung in meinem Leben geben. Diese Veränderung bringt jedoch wieder ganz viele neue Möglichkeiten mit sich und ich freue mich schon jetzt, auf all das was jetzt vor mir liegt. „Die Tür «Skirennsport» hat sich nun geschlossen. Gleichzeitig haben sich aber mindestens zwei neue Türen geöffnet!“

In diesem Sinne bedanke ich mich nochmals für euer treues Lesen des Blogs und verabschiede mich auf diesem Wege vorerst von diesem Blog. Es war eine tolle Zeit und ich freue mich auf das Neue das vor mir liegt – vielen Dank und vielleicht bis bald.
Ganz liebe Grüsse

Lorin

PS: gerne könnt ihr mit mir in Kontakt bleiben unter lorin.ritschard(ät)gmail.com

Eine schwierige Zeit – aus Vaters Sicht

Vor gut 2 Monaten habt ihr den letzten Bericht von Lorin lesen können. Er war nach seiner Verletzungspause wieder zurück auf den Ski und voller Zuversicht freute er sich auf die ersten Renneinsätze noch vor Weihnachten. Seither sind zwei schwierige Monate vergangen – schwierig, ganz besonders für Lorin, aber auch für den Rest der Familie. Nach Absprache mit Lorin schreibe ich aus Sicht der Familie (des Vaters) einen Blogeintrag (kurz zu bleiben ist mir bei diesem Thema nicht gelungen, sorry). Derweil fokussiert sich Lorin aufs Skifahren, leider hatte er nicht die Kraft dazu, sich früher über den Blog zu melden. Er wird aber am Ende dieses Eintrages auch noch ein paar Worte schreiben.

Schwierige Monate – was soll das heissen? Wie bei allen Karrieren, besonders im Spitzensport, schleichen sich hier und da Probleme ein. Zu Beginn denkt der Athlet nicht an Probleme, es sind einfach schlechtere Tage, die sich bestimmt wieder zu guten Tagen wenden werden. Im Training folgen auf einen besseren Slalom- oder Riesenslalomlauf, drei, vier weniger gute. Trotz gutem Gefühl kommt man immer weniger an die Zeiten der Teamkollegen heran. Es reiht sich ein nicht so guter Tag zum anderen bis sich langsam die Verunsicherung einschleicht. Das Vertrauen, vor allem in sich selbst, aber vielleicht auch in das Umfeld wie das Team, die Trainer und Betreuer und sogar in die Familie etc. lässt nach.

Wenn nichts mehr klappen will, dann nisten sich Sinnfragen im Kopf ein. Sinnfragen beschäftigen und lenken ab, Sinnfragen rauben einem die Energie und dementsprechend kann die notwendige Leistung nicht mehr abgerufen werden.

  • Was treibt mich an, am frühen Morgen und in Dunkelheit aufzustehen und einen riesigen Rucksack und mehrere Paar Skis an den Berg zu schleppen?
  • Will ich mich weiterhin bei eisigen Temperaturen auf den Lift setzen und einen Lauf nach dem anderen fahren?
  • Bin ich wirklich bereit, meine Gesundheit Tag für Tag aufs Spiel zu setzen?
  • Macht der unglaubliche Aufwand noch Sinn und will ich das überhaupt noch?
  • Ist es richtig, dass ich all die vergangenen Jahre alles und wirklich alles dem einen Ziel untergeordnet habe? Einem Ziel, welches so weit in die Ferne gerückt ist?
  • Und falls ich mein Ziel doch erreichen werde – können wir in zehn Jahren den Wintersport noch wie heute ausüben können?

Fragen über Fragen – der Zweifel macht sich breit, das Vertrauen schwindet, die Überzeugung ist nicht mehr vorhanden, die Leistung nicht abrufbar.

Lorin hat sich vor ein paar Wochen uns gegenüber «geoutet». Ein Outing, welches für ihn viel Überwindung brauchte. Wie erzähle ich es meiner Familie, die immer voll und ganz hinter mir steht und die viele Jahre lang ihre eigenen Bedürfnisse meinen persönlichen Zielen untergeordnet hat? Ein weiterer Gedanke, der den Fokus auf den Sport trübt. Lorin hat uns seine Sinnfragen offengelegt und uns erklärt, dass die Freude am Skirennsport verblasst ist.

Für uns Eltern und auch für Alani, Lorins Schwester, die sich in den vielen vergangenen Jahren so oft im Schatten ihres strahlenden Bruders bewegen musste, war dies ein überraschender und schwer verdaulicher Schock. Lorin, der Fokussierte, Lorin der Macher, Lorin der Junge, der seit Jahren ein riesiges Feuer für seinen Skirennsport im Herzen trägt, Lorin der Sportler der sich immer und immer wieder an sein Limit bringt und sich vorbehaltlos dem Trainingsplan unterwirft. Er, der seit Jahren wegen genau diesem Trainingsplan auf coole Ferien verzichtet und seine Freizeit im Kraftraum oder auf den Pisten verbringt. Was ist passiert und vor allem was können wir tun, wie können wir ihm helfen und ihn unterstützen? Wir sind überfordert und auch traurig.

Lorin ist in einen mentalen Strudel geraten, die hoch gesteckten Ziele konnte er sich nicht erfüllen. Wir haben es verpasst, über erreichbare Zwischenziele zu sprechen. So konnte er sich in den letzten Wochen, Monaten, ja sogar in den letzten 2 Jahren kaum über Erfolge freuen. Mehr oder weniger nur Misserfolge. Vor 3 Jahren ist er mit einer unglaublichen Saison auf der Erfolgswelle geritten. Dass der Einstieg in die FIS Rennen eine andere Welt sein wird, das wusste er genauso wie auch wir. Seine eigenen – und ich gebe es zu – auch meine Erwartungen waren dennoch zu hoch. Rundherum haben sich seine Teamkollegen mit guten Resultaten auf den Startlisten nach vorne kämpfen können. Bei Lorin klappte es nicht mehr so wie er es gewohnt war, startete weit hinter seinen Kollegen und musste sich mit schwierigen Pistenverhältnissen herumschlagen – und irgendwann kommt der mentale GAU, die Sinnfragen kommen auf und die Blockade ist Tatsache, das Vertrauen verloren. Nicht nur sich selbst, auch dem Umfeld will ein Athlet gerecht werden – so viele Leute und Sponsoren unterstützen die Karriere grosszügig und helfen einem auf diesem langen Weg. Eine weitere druckaufbauende und leistungsvermindernde Frage taucht auf: Kann ich meinen Sponsoren und Unterstützern noch gerecht werden? Und so lädt sich der Sportler immer mehr Druck auf, bis der bereits dünne mentale Boden zerbricht. Dann fühlt man sich im freien Fall, man fühlt sich verloren, man fühlt sich alleine und man sieht sich als Versager. Wir Eltern und seine Schwester sind plötzlich genauso verloren – wie geht man mit einer solchen Situation um? Mehr als Halt geben, Unterstützen und Motivieren können wir nicht. Innerhalb der Familie die richtigen Worte zu finden, ohne Druck zu erzeugen, ist sehr schwierig.

Nach einigen Gesprächen, unter anderen mit seiner Psychologin hat sich Lorin eine Auszeit gegönnt – notabene auf der Piste, aber ohne irgendwelchen Leistungsdruck – und sich wieder etwas fangen können. Nach dieser kurzen Pause, bei einem erneuten FIS Slalom in Saanen, ist ihm bereits ein erster kleiner Schritt gelungen. Endlich konnte er sich nach dem 1. Lauf unter den besten 30 positionieren, was ihm im 2. Lauf einen top Startplatz eingebracht hat. In diesem hat er zeigen können, dass er mit einer massiv besseren Piste zu guten Leistungen fähig ist. Keine 2 Sekunden hat er in diesem Lauf auf den Besten verloren. Eine sehr beachtliche Leistung, wenn man seinen momentanen mentalen Zustand betrachtet. Leider hat er seither in zwei weiteren Slalomrennen die ersten 30 nach dem ersten Lauf einmal um winzige 12 und das zweite Mal um mickrige 7 Hundertstelsekunden verpasst. Anstatt als erster oder zweiter starten zu können, wurde es der 31. resp. 32. Startplatz – die Pistenverhältnisse sind dementsprechend schlecht und ein akzeptabler Rückstand kaum erreichbar. Die beiden letzten Slaloms im österreichischen Zams ist er im 2. Lauf «all in» gefahren und leider beide Male ausgeschieden. Trotzdem konnte er auf der neuen FIS-Punkteliste seine Punkte um ein paar Zähler verbessern.

Lorin, wir wünsche dir ganz viel Kraft und Zuversicht. Die Voraussetzungen stimmen, du hast das Potential, um vorne mithalten zu können und wir glauben daran, dass auch dein Kopf frei wird und wieder in top Form kommt. Rückschläge sind wichtig im Laufe einer Karriere. Wenn du es schaffst, dich an den Platz zurück zu kämpfen, an dem du dich siehst, dann wird das Vertrauen für deine weitere Karriere doppelt vorhanden sein. Deine Familie ist felsenfest überzeugt, dass du die Fähigkeiten hast, ganz Grosses zu erreichen! Du hast schon so vieles erreicht. Wir werden alles für dich tun, damit du das Vertrauen und die Freude an deinem geliebten Sport wiederfindest. Das Feuer musst du selber wieder zum Lodern bringen und wir werden versuchen, dir den richtigen Zündstoff zu liefern.

Heja Lorin!!!

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Input von Lorin

Gerne will auch ich noch zu Wort kommen und den Text meines Vaters kurz kommentieren. Es ist Tatsache, dass ich mich in einer momentan schwierigen, mentalen Situation befinde. Auch für mich war es ein kleiner Schock, als ich feststellen musste, dass ich meine so geliebte Passion nicht mehr mit dem gleichen Feuer ausleben kann wie früher. Nach vielen Gesprächen in meinem Umfeld, vor allem mit meiner Sportpsychologin, konnte ich mich etwas fangen und habe wieder zurück in den Rennrhytmus gefunden.

Wie mein Vater geschrieben hat, konnte ich mich bereits wieder um wenige Punkte verbessern und mich mit einigen Erfahrungen weiterentwickeln. Dennoch fehlt einiges, damit ich wieder bei den Besten mitmischen kann. Für mich ist dies keine Frage des Könnens, sondern eine Frage des Kopfes. Ab einer gewissen Stufe, auf einem hohen Niveau, wird der Skirennsport zu einer Kopfsache. Das technische, skifahrerische Können rückt bei allen Athleten immer näher zusammen und es geht «nur» noch um eminent wichtige Kleinigkeiten wie Timing und die mentale Einstellung, voll an das Limit gehen zu können und alles aus dem Schwung herauszuholen. Genau hier stehe ich an. Ich stehe mir selbst im Weg. Momentan kann ich nicht das letzte Risiko eingehen, um den Schwung noch aktiver zu fahren, um noch die letzten Prozente herauszuholen. Wenn ich diese Überzeugung und das volle Selbstvertrauen wieder finde, dann werde ich auch diese Blockade lösen können. Ich bin überzeugt, dass ich in diesem optimalen Zustand noch einiges herausholen und erreichen kann.

Momentan arbeite ich daran, dass ich mir einige im Kopf schwirrende Fragen beantworten, resp. diese aus dem Weg räumen kann. Für mich ist aber klar, egal wie und ob ich das schaffen werde oder nicht. Alles was ich bisher erreichen konnte, was ich erleben durfte und welche Fähigkeiten ich mir angeeignet habe, all das kann mir niemand streitig machen. Und auf all das bin ich sehr, sehr stolz!

Auf jeden Fall bedanke ich mich bei allen, die mich immer so unglaublich unterstützen und allen die auch in dieser schwierigen Zeit hinter mir stehen und mir Kraft geben. Ich entschuldige mich, dass ich mich nicht früher aufraffen konnte, mich bei euch zu melden. Auch wenn ich es nicht versprechen kann, ich werde versuchen, mich wieder regelmässiger zu melden und euch auf dem Laufenden zu halten.

Ganz liebe Grüsse und vielen Dank!

Lorin

Zurück auf den Skis

Etwas mehr als ein Monat ist vergangen, seit ich mir am linken Knie eine Bone Bruise zugezogen habe. Wie ich im vorangegangenen Blog bereits geschrieben habe, hatte ich Glück im Unglück und bin mit einer leichteren Verletzung davon gekommen. Nach der Diagnose war ich noch eine Woche mit den Stöcken unterwegs, bis ich mein Knie, ohne es zu stark zu reizen, wieder belasten konnte. Die Zeit an den Stöcken nutzte ich, um im Oberkörper nochmals ein wenig Gas zu geben, bevor ich dann langsam wieder mit leichten Bewegungsübungen fürs Knie angefangen habe.

Glücklicherweise hatte ich sehr schnell keine Schmerzen mehr. Auch wenn meine Aussage etwas komisch klingt, hätte ich mir zum Teil etwas Schmerzen, oder wenigstens einen Reiz gewünscht. Da der Schmerz schneller weg war als der Arzt prophezeit hat, war ich mir nie sicher ob ich noch mehr Belastung ins Training einbauen soll oder nicht. Aber natürlich war ich froh, konnte ich mich recht schnell wieder schmerzfrei bewegen und so bin ich langsam wieder ins Krafttraining eingesteigen.

Nachdem ich das Knie auf dem Velo wieder „geschmeidig“ trainierte, versuchte ich erste Kräftigungsübungen. Glücklicherweise konnte ich schnell mit der Belastung hochfahren und meine Muskeln stärken. Natürlich bin ich noch nicht auf dem Maximalkraftniveau wie zuvor, aber es ist eine gute Steigerung ersichtlich 😉

Ende November konnte ich endlich wieder auf die Skis und ein paar lockere Schwünge beim Freiskifahren machen. Ich war sehr zufrieden, dass ich auch nach diesen paar Fahrten keine Schmerzen hatte und habe begonnen, mein Wiedereinstieg ins Training und Renngeschehen zu planen. Zusammen mit meinem Trainer haben wir folgendes Ziel definiert: Renneinstieg im Slalom noch vor dem Jahreswechsel. So werde ich kurz vor Weihnachten in Arolla an den Start von zwei Slalomrennen gehen.

Letzte Woche habe ich mich mit einem weiteren kurzen „Freifahr-Training“ an die Skis und die Belastung gewöhnt. Anfang dieser Woche sind zwei Teamkollegen, der Trainer der Trainingsgruppe 1 und ich nach Zürs im Vorarlberg gereist. Wir absolvieren hier ein paar intensive Trainingstage. Der Weltcup-Hang der Parallelrennen in Zürs bietet eine optimale Trainingspiste, um mich wieder an die Tore zu gewöhnen. Das Gelände ist nicht all zu steil und momentan ist die Piste relativ weich. So kann ich mir wieder ein gutes Gefühl zurückholen. Ich kann zwar noch nicht denselben Umfang fahren wie die Kollegen, jedoch kann ich mich hier optimal auf meinen bevorstehenden Renneinsatz vorbereiten.

Auch wenn ich durch diese Verletzung den ersten Rennmonat verpasst habe – ich weiss, dass ich noch mehr als genug Rennen fahren und mein Können zeigen kann. Ich freue mich auf meine bevorstehende Rennsaison und dass ich im neuen Jahr wieder in allen Disziplinen voll angreifen kann.

Bis dahin wünsche ich euch allen eine frohe Adventszeit und schöne Weihnachten. Ich werde mich bestimmt bei euch melden, um über meine Erfahrungen am ersten Rennen dieser Saison zu berichten;-)

Liebe Grüsse

Lorin

Glück im Unglück!

Wie ich euch im letzten Bericht bereits mitgeteilt habe, hatte ich sehr erfreuliche Trainingszeiten im Speedcamp in Saas Fee. In den folgenden Camps haben wir auch in den technischen Disziplinen mit der Zeitmessung trainiert. Auch wenn die Bedingungen etwas nachgelassen haben, konnten wir an der Skitechnik arbeiten und uns an den Zeiten messen. Auch wenn die Zeiten in den technischen Disziplinen noch nicht so konstant waren wie erwünscht, hatte ich auch in diesen Disziplinen den einen oder anderen Lauf, bei welchem ich bei den Besten mit dabei war. Das zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin und ich das Potential habe, um in dieser Saison wieder vorne mitzumischen. Weiterhin muss ich mit viel Fleiss trainieren, damit ich das neu Gelernte automatisieren und auch bei schlechterer Piste abrufen und somit die gewünschte Konstanz erreichen kann.

In den Videoaufnahmen kann ich eine deutliche Verbesserung in der Körperstabilität und im Schwungaufbau im Vergleich zum letzten Jahr erkennen. Von der guten Arbeit in diesem Sommer bin ich sehr überzeugt und ich kann mit viel Motivation und einem guten Gefühl in die Rennsaison starten. Auch wenn noch nicht alles 100% gefestigt ist, habe ich ein viel besseres Gefühl als letztes Jahr. Nun braucht es noch viele Pistenkilometer um das Gelernte zu Verinnerlichen und Automatisieren. Ein Trainer von mir hat immer gesagt: „einmal ist keinmal, 100 mal ist wenig und bei 1’000 beginnt das Spiel!“ Das soll heissen, dass ich die neuen Bewegungsabläufe noch etliche Male wiederholen muss, bis ich sie unter allen Bedingungen hervorrufen kann.

…doch zweitens kommt es anders als man es sich wünscht!

Wie es der Titel dieses Eintrages bereits verrät, gehört auch eine Schattenseite zum Skirennsport. Bis jetzt hatte ich immer Glück und noch nie eine schlimmere Verletzung. Diese Glücksträhne hat nun ein vorläufiges Ende erfahren. Am Montag hatte ich bei einem Slalomtraining einen unglücklichen „Sturz“. Die Piste war sehr weich und neben dem Lauf lag viel herausgerutschter Schnee. Ein kleiner Fehler im Lauf und schon hat das Unglück seinen Lauf genommen. Der Bergski ist in diesem angehäuften Schnee neben der Ideallinie hängen geblieben, was mein linkes Bein resp. Knie verdrehte. Ein Schmerz, wie wenn ein elektrischer Stromstoss durch mein Knie zwicken würde, brachte mich zu Fall und der anschliessend stechende Schmerz zwang mich im Schnee liegen zu bleiben. Sofort erkannte ich, dass dieser Schmerz nicht nach ein paar Minuten wieder weg sein wird.

Meine Teamkollegen halfen mir, mich aufzurichten und ich versuchte auf dem gesunden Bein nach unten in die Fläche zu rutschen. Zufälligerweise waren zwei Pistenpatrouilleure in der Nähe, die mich sofort untersuchen konnten. Mit dem Schneemobil haben sie mich zurück in die Station gefahren von wo ich mit der Bahn selbständig ins Tal zu weiteren Untersuchungen fahren konnte.

Nach Absprache mit meinem Physiotherapeuten, Michel Olivari, haben wir uns entschieden, dass ich mich erst in Bern durch einen richtigen Kniespezialisten untersuchen lasse. Durch sein grosses Netzwerk zu verschiedensten Spezialärzten, hat er mir einen kurzfristigen Termin für den Dienstagmorgen reservieren können. Mein Trainer brachte mich noch am Montagnachmittag nach Visp, von wo ich mit dem Zug nach Bern fahren konnte. Dort hat mich meine Mutter abgeholt und ich war froh, mich kurz später zu Hause hinlegen zu können.

Der Arzt gab mir vorerst eine Entwarnung. Die Untersuchung hat nicht darauf hingedeutet, dass ein Kreuzband oder Meniskus gerissen oder beschädigt ist. Sicherheitshalber wurde am Mittwochmorgen ein MRT gemacht und bereits 2 Stunden später habe ich die relativ „gute“ Diagnose erhalten. Alle Bänder im Knie sind so, wie sie sein müssen. Der Knochen hat anscheinend einen starken Schlag abbekommen und die Diagnose lautet „Knochenmarködem“ oder sog. „Bone bruise“.

Rücktransport zur Station – herrliches Panorama:)

Ich bin erstmal erleichtert, dass nichts an den Bändern kaputt ist und ich bin froh, dass ich nicht operieren muss. Der Knochen muss jetzt selbstständig wieder heilen und neue, gesunde Zellen aufbauen. Nun braucht es etwas Geduld, ich muss mich ruhig halten und das Knie nicht zu stark belasten. Mit viel Optimismus kann ich in zwei Wochen wieder auf den Skis stehen. Sobald ich wieder schmerzfrei fahren kann, darf ich auch wieder vollgas geben. Etwas weniger optimistisch kann es auch bis zu 6 Wochen dauern. Wichtig ist jetzt, dass ich geduldig bin und nicht in den Schmerz hinein trainiere. Die Warnung lautet: wenn ich zu früh meine Geduld verliere, kann es eine längere Geschichte werden. Aus diesem Grund heisst es nun für die nächsten zwei Wochen: vollgas geben in der Schule! Das Verpasste aufholen und die Anwesenheit in der Schule zu 100 % ausnützen. Körperlich werde ich dennoch vollgas geben – jedoch momentan „nur“ mit Oberkörper Training;)

Bei einem top Krankheitsverlauf, werde ich rechtzeitig für den Saisonauftakt auf der Diavolezza, Ende November, voll Einsatzbereit sein. Falls ich für die ersten Rennen noch nicht top fit bin ist dies kein Unglück, es warten in dieser Saison noch genügend Rennen auf mich!

Ich hatte grosses Glück im Unglück und ich bin froh, ist es nur eine kleinere Verletzung, welche sich von selbst wieder heilt. Ich halte euch auf dem Laufenden und melde mich, sobald ich zurück auf dem Schnee bin;)

Vielen Dank für eure Unterstützung!
Grüsse

Lorin

Die neue Saison hat begonnen!

Endlich ist es wieder so weit – ich komme endlich wieder dazu einen Blogeintrag zu schreiben. Einige von euch haben sich bestimmt schon gefragt, was bei mir so läuft und wo ich unterwegs bin. Gerne nehme ich mir jetzt die Zeit, euch wieder auf den aktuellen Stand zu bringen und über den Sommer zu berichten.

Seit Mitte Juli bin ich regelmässig in Saas Fee am trainieren. Abgesehen von ein paar wenigen Ausnahmen hatten wir bis jetzt immer optimale Trainingsbedingungen und ich konnte gut davon profitieren. Bereits ab dem ersten Camp in Saas Fee hatte ich ein sehr gutes Gefühl auf den Skiern. Auch die Videoanalysen zeigten, dass ich einen guten Fortschritt gegenüber letzter Saison erzielen konnte.

Herrliche Bedingungen in Saas Fee!

Alles in allem bin ich mit der diesjährigen Sommervorbereitung extrem zufrieden. Ich konnte zusammen mit Savo.ch die richtigen Anpassungen vornehmen und mich im konditionellen Bereich steigern. Ebenfalls ist es mir gelungen, etwas an Masse zuzunehmen. Glücklicherweise konnte ich die neu gewonnene Muskelmasse auf den Skiern auch richtig einsetzen. Immer wenn man an Masse zunimmt, ist es wichtig, dass man die neue Gewichtsverteilung im Körper auch auf der Piste im Griff hat. Ansonsten ist mehr Masse kontraproduktiv. Dies ist mir jedoch gut gelungen und ich konnte auch in den Toren gute Schwünge fahren. Mittlerweile konnte ich auch meinen neuen Skischuh so anpassen, dass ich keine Druckstellen mehr habe. Das dauert jedes Jahr immer wieder einige Camps, bis wirklich alles so ist, wie es sein muss. Dieses Jahr war ich etwa drei oder vier mal in Cham, um an meinem Skischuh „herumzubasteln“. Immerhin hat sich der Aufwand gelohnt und ich bin jetzt fast so wohl wie in einem Turnschuh – oder zumindest stellt es mir die Durchblutung nicht mehr ab und es reizt keine Stellen mehr am Fuss…

Gerade im letzten Camp hatte ich die ersten Erfolgserlebnisse. Während dem Speedcamp in Saas Fee, konnten wir uns erstmals in der neuen Saison mit den gleichaltrigen vergleichen. An den drei Abfahrtstrainings auf der etwas längeren Speedstrecke als letztes Jahr, konnte ich immer mit den Besten mithalten und regelmässig Bestzeiten herausfahren. Das ist natürlich extrem motivierend, wenn ich sehe, dass ich sicherlich auf dem richtigen Weg für die kommende Saison bin. All zu lange wird es auch nicht mehr gehen, bis ca. Mitte November die ersten Rennen der Saison stattfinden werden. Ich bin zuversichtlich und positiv eingestellt, dass diese Saison wieder erfolgreicher wird als die vergangene!

Zudem teile ich gerne noch ein paar weitere Geschehnisse der letzten Zeit mit euch. Mitte September durfte ich mit allen 100er Club Mitgliedern in Wünnewil einen gemütlichen Abend geniessen. Zu sehen, wie sich alle mit Speis und Trank verpflegen konnten, meinen Erzählungen interessiert zugehört und den Abend genossen haben, hat mir sehr viel Motivation und auch die Bestätigung gegeben, dass das, was ich mache, das Richtige ist. Falls du noch nicht Mitglied vom 100er Club bist und nächstes Jahr ebenfalls am Jahrestreff dabei sein willst, darfst du dich jederzeit hier als Mitglied eintragen! Ich freue mich, dich bei einem nächsten Anlass begrüssen zu dürfen;)

Weiter freut es mich, euch meinen neuen Kopfsponsor vorstellen zu dürfen. Die Fabrik 11 wird mich in kommender Saison als Kopfsponsor begleiten. In der Fabrik 11 kannst du in Dübendorf oder Winterthur alleine, mit deinen Freunden und Familien oder auch während eines Geschäftsausfluges Sport machen und Spass haben. Die Multisporthalle bietet dir genügend Platz für dein Krafttraining, dein Fussball-, Badminton-, Paddle-, Pingpong- oder Basketballmatch. Zudem kannst du deine Fussballskills im Soccer Bot testen und mit verschiedenen virtuellen Spielen Fussball spielen. Auf jeden Fall ist die Fabrik 11 einen Besuch wert, falls du einmal in der Region Zürich unterwegs bist;)

Als letztes lade ich euch herzlich ein, mich am 5. Oktober an meinem Stand am Dorfmarkt in Wünnewil zu besuchen. Ich freue mich auf spannende Gespräche und auf euch wartet ein Gewinnspiel mit tollen Preisen zu gewinnen.

Ab jetzt versuche ich wieder, mich reglemässig mit Updates und Neuigkeiten bei euch zu melden. Bis dahin wünsche ich alles Gute und bis bald!

Liebe Grüsse Lorin