Wahrscheinlich habt ihr es in meinem letzten Eintrag gelesen oder sonst erfahren, dass ich keine einfache Zeit hinter mir habe. Mit den Rennen an der Schweizermeisterschaft in Zinal habe ich meine Rennsaison 2024/25 beendet. Eine Saison, die mit einer Verletzung begonnen hat und in der nicht alles so gelaufen ist wie geplant. In den vergangenen Wochen und Monaten habe ich viele Gespräche mit Vertrauenspersonen wie meiner Sportpsychologin, Trainer, Kollegen, Familie usw. geführt. Viele Gedanken sind mir durch den Kopf gegangen, vieles hat mich sehr beschäftigt. Je länger desto mehr habe ich gemerkt, dass sich meine Ziele und Pläne für die Zukunft verändert haben – meine grossen sportlichen Visionen und Träume haben an Schärfe verloren. Es ist sehr schwierig akzeptieren zu können, dass der langjährige Kindheits- und Jugendtraum, einmal ganz vorne im Skiweltcup mitzumischen, langsam verblasst. Zuerst verdrängt man all diese Gedanken, das Unterbewusstsein ist jedoch nicht mehr zu 100 % bei der Sache – gute Resultate zu bringen wird immer schwieriger. 

Nach diesen Worten ist es wohl nicht mehr schwierig zu erraten, dass ich mich für den Rücktritt aus dem alpinen Skirennsport entschieden habe. Für diese Entscheidung brauchte ich sehr viel Überwindung und Mut. Doch es bringt nichts, wenn ich mir gegenüber nicht ehrlich bin, nur um dem nachzugehen, was ich bisher mit grösster Überzeugung getan habe und was ich auch gegen aussen vertreten habe. Diese Situation zu akzeptieren ist sehr schwierig – für mich, aber auch für mein Umfeld und im Besonderen für meine Familie. Ich habe mich verändert, meine Ziele und Visionen haben sich verändert und so braucht es eine Veränderung in meinem Leben.

Viele Stunden, Tage und Wochen sehr harter Arbeit habe ich mit meiner absoluten Überzeugung in den vergangenen Jahren in den Skirennsport auf höchstem Niveau investiert. Trotz grosser Anstrengung, viel Schweiss und kalten Füssen – ich habe in diesen Jahren sehr viele wunderschöne, unvergessliche und ganz besonders sehr erfolgreiche Momente erleben dürfen. Für mich ein riesiges Privileg, was nur ganz wenige Jugendliche in meinem Alter haben dürfen. Der Skirennsport hat mich zu der Person geformt, die ich heute bin. Neben dem perfekten Skifahren und der Trainingslehre konnte ich unheimlich viel für mein zukünftiges Leben lernen. Fokussierung, Organisation, Verhandlungsgeschick, Präsentieren, Vernetzung, visionäres Denken und ganz vieles mehr. Die harte und zielgerichtete Arbeit seit meiner Kindheit hat sich absolut gelohnt und war die beste Investition für meine Zukunft. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich durch den Sport jemals etwas verpasst habe oder ich auf etwas verzichten musste. Klar, ich war viel unterwegs und hatte wenig Zeit für Freizeit und Freunde. Mit meinen Kollegen vom Skirennsport durfte ich extrem viele unvergessliche Momente erleben. Zudem durfte ich viele neue Ortschaften sowie Skigebiete kennenlernen. All diese Erinnerungen werden mir ein Leben lang bleiben und ich darf immer wieder auf die schönste Kindheit und Jugend zurückblicken. Ich hätte mir nichts Besseres vorstellen können.

Ich könnte hier noch viel zum wieso und warum schreiben – aber auf dem schriftlichen Weg, meine Gefühle zu 100 % zu vermitteln, ist schwierig, wenn nicht unmöglich. Ausserdem würde dies den Rahmen dieses Eintrages einmal mehr sprengen. Ich bin jedoch überzeugt davon, dass ich den ein oder anderen von euch in naher Zukunft wieder einmal antreffen werde. Sei es bei einer Velorundfahrt im Sommer oder bei einem Skitag im Winter – ich werde natürlich nach wie vor aktiv bleiben. Nur halt mit etwas mehr Genuss und weniger Leistungsdruck;)

Viele von euch werden sich nun wohl auch denken, wo es mich in Zukunft hin zieht. Zu 100% kann ich diese Frage noch nicht beantworten, da ich zur Zeit noch in diversen Abklärungen bin, wie ich meine bisherigen Erfahrungen bestmöglich einsetzen kann. Fest steht, dass ich im Frühsommer die Matura abschliessen werde und dass ich ab Herbst 2025 Berufserfahrungen sammeln möchte. Durch meine Fähigkeiten, die ich mir durch Verhandlungen mit Sponsoren, durch Organisieren und Durchführen von diversen Sponsorenanlässen sowie durch Präsentationen vor kleinerem und grösserem Publikum angeeignet habe, zieht es mich in Richtung Sales oder Event-Management. Zur Zeit bin ich jedoch noch auf der Suche nach einer passenden Praktikumsstelle, bei welcher ich mich in einem Team integrieren und mich bestmöglich auf ein kommendes BWL-Studium an einer Fachhochschule vorbereiten kann.

Die ein oder anderen von euch waren bereits einmal an einem Anlass von mir und wissen von meinen Präsentationen, dass ich unter Plan B jeweils noch Kirminalpolizist oder REGA Pilot aufgeschrieben habe. Diese beiden Berufe sind nach wie vor nicht komplett weg von meinen beruflichen Interessen. Für die Kriminalpolizei möchte ich jedoch so oder so noch ein paar Lebensjahrerfahrungen mehr auf dem Konto haben und für Helikopterpilot versuche ich mich begleitend zu dem oben erwähnten Plan auf diverse Prüfungen vorzubereiten, die mir eventuell den Einstieg zur Ausbildung zum Militärpiloten ermöglichen. Aber auch hier gilt – es ist ein langer und harter Weg mit vielen Selektionsschritten. Grosse Träume habe ich weiterhin und ich werde hart und fokussiert dafür Arbeiten, diese zu verwirklichen.

Gerne nutze ich diese Gelegenheit, um mich bei euch allen zu bedanken. Ihr alle habt mich auf diesem Weg emotional und zum Teil auch finanziell unterstützt und mir so immer wieder viel Motivation geschenkt. Auch wenn es nun auf diesem Weg leider nicht mehr weiter geht, bin ich euch dafür extrem dankbar. Ich freue mich, wenn sich unsere Wege in Zukunft wieder einmal kreuzen und wir uns austauschen können. Ebenfalls bedanke ich mich bei all meinen Teamkollegen und Trainern für die extrem vielen, unvergesslichen Momente, die wir zusammen erleben durften. Ich bin überzeugt, dass wir weiterhin in Kontakt bleiben werden.

An meine Teamkollegen: ich bin überzeugt, dass mindestens einer von euch es bis ganz an die Spitze schaffen wird und ich freue mich, wenn wir dann zusammen auf den grossen Erfolg anstossen können!!! Dank euch werde ich meinen Abschied vom Skirennsport nie vergessen. An meinem allerletzten Rennen an den Schweizermeisterschaften wurde ich unter eurem grossem Jubel und Applaus über die Ziellinie getragen und von euch im Ziel empfangen. Mit einer Prosecco-Dusche habt ihr mich auf euren Schultern mit viel positiver Energie auf meinen neuen Lebensabschnitt getragen. Ihr seid grosse Klasse und ich werde euch immer in bester Erinnerung haben! Wir sehen uns ganz bestimmt wieder, ich danke euch allen ganz herzlich!

Schön isch’s gsi – merci viu, viu Mau!!!

Zu guter Letzt bleibt ein spezieller Dank an meine Familie. Ohne die Unterstützung von meinen Eltern und meiner Schwester wäre ich nie so weit gekommen und hätte ganz viele unvergessliche Momente nicht erleben dürfen. Diese Zeit wird mir immer positiv in Erinnerung bleiben und ich werde euch ewig dankbar sein. Ihr wart das entscheidende Puzzle-Teil, ohne welches ich diese Leidenschaft nie so lange mit absoluter Freude und Motivation ausleben durfte.

Das erweiterte Umfeld wie die Grosseltern, meine Freundin Luana, Heinz und Sylvia, der Motivator Müusi, der Physiotherapeut und Motivator Michel, Fitnesstrainer Savo und meine Psychologin Suzan sowie all meine Skitrainer, die Stöckli Rennskispezialisten Stefan, Harry und Max, die Skiclubs Faulensee-Lakers und Adelboden und viele unglaublich grosszügige Sponsoren und Unterstützer*innen haben alle dazu beigetragen, dass ich unter anderem zwei Schweizermeistertitel und viele andere grosse Erfolge feiern durfte. Ganz herzlichen Dank euch allen!

Nun wird es eine Veränderung in meinem Leben geben. Diese Veränderung bringt jedoch wieder ganz viele neue Möglichkeiten mit sich und ich freue mich schon jetzt, auf all das was jetzt vor mir liegt. „Die Tür «Skirennsport» hat sich nun geschlossen. Gleichzeitig haben sich aber mindestens zwei neue Türen geöffnet!“

In diesem Sinne bedanke ich mich nochmals für euer treues Lesen des Blogs und verabschiede mich auf diesem Wege vorerst von diesem Blog. Es war eine tolle Zeit und ich freue mich auf das Neue das vor mir liegt – vielen Dank und vielleicht bis bald.
Ganz liebe Grüsse

Lorin

PS: gerne könnt ihr mit mir in Kontakt bleiben unter lorin.ritschard(ät)gmail.com

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3 Kommentare

Papi · Mai 8, 2025 um 3:27 pm

Lorin – wir sind so stolz auf deine Leistungen die du in den letzten Jahren gezeigt hast. Du hast unglaublich viel auf dich genommen um deinen geliebten Sport auszuüben. Deine Motivation, deine Fokussierung und dein Engagement waren immer eine Inspiration, auch für deine Eltern.

Du hast dich nach vielen Überlegungen gegen den Spitzensport auf dem Schnee entschieden. Dieser Entscheid bedeutet auch für uns eine Veränderung in unserem Leben. Die letzten Jahre waren für uns alle sehr intensiv und unglaublich spannend. Gerne hätten wir dir weiterhin während den Renneinsätzen die Daumen wund gedrückt. Wir sind aber auch froh, dass das Nervenflattern ein Ende hat. Und wir sind überzeugt, dass du für dich die richtige Entscheidung getroffen hast.

Du weisst, wir stehen dir weiterhin zur Seite und wir sind überzeugt, dass du deine Zukunft in die richtigen Bahnen leiten wirst. Sei weiterhin so aktiv, fokussiert und mit viel Tatendrang unterwegs. Ganz viel Glück für die Maturaprüfungen und für deinen weiteren Lebensweg. Du machst uns weiterhin stolz!

Deine Familie

Peter Christen · Mai 11, 2025 um 9:12 am

Lieber Lorin,

dein Rücktritt vom Skirennsport ist ein grosser Schritt, zu dem ich dir meinen Respekt aussprechen möchte. Du hast in den letzten Jahren mit viel Leidenschaft, Disziplin und Herzblut alles gegeben und dabei nicht nur sportliche Erfolge gefeiert, sondern auch wertvolle Erfahrungen fürs Leben gesammelt. Die Fähigkeiten und Werte, die du im Spitzensport entwickelt hast, werden dir auf deinem weiteren Weg viele Türen öffnen.

Auch wenn ein Lebensabschnitt zu Ende geht, beginnt nun eine spannende neue Phase voller Möglichkeiten. Mit deiner Energie, deinem Organisationstalent und deiner Zielstrebigkeit wirst du auch abseits der Skipiste Grosses erreichen. Ich bin überzeugt, dass du deinen Weg finden und neue Erfolge feiern wirst – ganz gleich, wohin es dich zieht.

Ich wünsche dir für die Zukunft viel Freude, Mut und Erfolg

Peter

Rissi Robi · Mai 11, 2025 um 7:30 pm

Hallo Lorin,
als ehemaliger Mitwirkender im Skizirkus und Bekannter deines Papis habe ich in den letzten Jahren immer mal wieder auf deiner Homepage vorbeigeschaut und deine Texte mit Freude gelesen. Wow, wie fokussiert du immer warst – ich habe teils ziemlich „grosse Bauklötze“ gestaunt! Leider hatte ich noch nicht das Vergnügen Dich einmal persönlich kenne zu lernen, vielleicht holen wir dies bei Gelegenheit einmal nach!?
Ich wünsche Dir für alles was kommt viel Erfiolg – geh deinen Weg, den ner ist ja bekanntlich das Ziel 🙂
Mit den besten Grüssen
Robi Rissi

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