Die Zeit vergeht und der Frühling kommt wie im Flug. Auch wenn zur Zeit wieder ein Wintereinbruch herrscht, habe ich meine diesjährige Skisaison abgeschlossen. Viel zu wenig habe ich mich bei dir gemeldet, ich war viel unterwegs und das Programm war immer voll belegt. Nach der Saison ist vor der Saison, aber erst einmal ruft wieder die Schule. Die nächsten Tage und Wochen sind mit Lektionen, Prüfungsterminen und Nachholprüfungen vollgestopft. Doch jetzt bin ich es dir aber definitiv schuldig, dass ich mir nochmals die Zeit nehme um die vergangene Saison zusammenzufassen und ein Fazit daraus zu ziehen. Für die Mitglieder meines 100er Clubs, wird es mehr oder weniger eine Wiederholung sein, zu dem, was bereits per separater Email versandt worden ist. Für alle andern und für diejenigen die noch Mitglieder werden wollen, werde ich hier all meine Gedanken über die vergangene Saison mit euch teilen.

Um es offen und ehrlich vorweg zu nehmen, meine (sehr hoch) gesteckten Ziele von dieser Saison habe ich nicht erreicht. Dennoch war es wohl meine lehrreichste Saison und ich darf zufrieden sein, dass ich erneut die Kriterien für das Nationale Leistungszentrum Mitte bestanden habe.

Mir ist wichtig, dass ich meine Gedanken offen mit euch teilen kann, damit ihr vielleicht nachvollziehen könnt, wie es mir in dieser Saison ergangen ist. Während der Vorbereitungszeit im Sommer, konnte ich die bestmöglichen Trainingsbedingungen bei Savo.ch nutzen, um mich körperlich für den Winter vorzubereiten. Als es Ende August dann Richtung Saas-Fee ging, war ich bereit für die Skisaison. Leider war es aufgrund des warmen Sommers nicht einfach, gute Trainingsbedingungen vorzufinden. Wir mussten sehr spontan sein und unsere Planung immer wieder anpassen. Trotz allem, haben meine Trainer auf dem Schnee, mein Trainer bei Savo.ch und meine Psychologin mit mir Trainingspläne aufgestellt, mit mir Gespräche geführt und mich begleitet. Ich konnte die ganze Saison auf top Material zugreifen. Alle haben ihr Bestes für mich getan, ich habe meinen vollen Einsatz geleistet und auf vieles verzichtet. Leider hat es dann im Rennen nicht funktioniert. 

Der Spitzensport ist eine Gratwanderung. Man investiert unendliche Stunden, Tage und Wochen in das Training. Egal wie viel Schweiss und Fleiss man in das Training hineingesteckt hat, wenn es in den höchstens 1,5 Stunden Renneinsatz während des ganzen Winters nicht zusammenpasst und man nicht alles, was man hat, abrufen kann, dann lassen die Erfolge auf sich warten. Trotz aller Enttäuschung ist mein Mindset gut eingestellt, denn ich kann sagen, dass ich alles in meiner Macht Stehende versucht und mein Bestes gegeben habe.

Mit etwas weniger Trainingstagen als geplant, bin ich Mitte November top motiviert in die Rennsaison gestartet. Die ersten paar Rennen waren Slaloms und die Resultate für diese Disziplin okey. Ich wusste, dass Slalom nicht meine Stärke ist und dass viele Trainingstage ausgefallen sind. Umso mehr freute ich mich auf den ersten Riesenslalom in Veysonnaz. Mitte Dezember liess es das Wetter nicht zu, vor den ersten Riesenslalomrennen noch ein paar gute Trainingstage zu absolvieren. Und dann ist alles schiefgelaufen, was schieflaufen konnte. Ich bin überhaupt nicht ins Fahren gekommen und habe extrem viel Zeit verloren. Nach diesem Dämpfer ging es Schlag auf Schlag weiter und ich kam einfach nicht vorwärts. Im Training konnte ich mich verbessern, an den Rennen jedoch nie wirklich aufschliessen.

Alles weitere war dann ein wachsender Rattenschwanz. Durch meine ausgebliebenen Resultate konnte ich meine FIS Punkte nicht verbessern. Dadurch konnte ich im Vergleich zu meinen Jahrgangskollegen den Startplatz nicht verbessern. Auch wenn ich einen Fortschritt gemacht habe, hatte ich bei den Rennen den Nachteil der schlechteren Piste, was es umso schwieriger machte, wieder zu meinen Konkurrenten aufzuschliessen.

RK-Photography

Endlich konnte ich im März meine Riesenslalom-Punkte am Hasliberg um 20 Punkte verbessern. Schade nur, dass das zweite Rennen am folgenden Tag aufgrund des Wetters abgesagt werden musste. Gerne hätte ich das gute Resultat wiederholen wollen. Es wollte schlichtweg nicht sein. Ein weiterer Lichtblick gelang mir bei den U-18 Schweizermeisterschaften im Super G. Mit einer guten Fahrt konnte ich den 5. Rang herausfahren. Jedoch lagen die Hundertstelsekunden nicht auf meiner Seite. Nur 6 Hundertstelsekunden fehlten und ich hätte eine weitere Schweizermeisterschaftsmedaille in meiner Karriere feiern dürfen. Meine Enttäuschung war dementsprechend gross… 

Rückblickend war es für mich eine schwierige Saison. Ich musste viele Rückschläge und Niederlagen einstecken und verarbeiten. Das soll nicht der Grund sein, weshalb ich mich nicht gemeldet habe. Trotzdem musste ich die Zeit jeweils zur Verarbeitung und Erholung nutzen und habe den Blog immer wieder vernachlässigt. Auch wenn ich Rückschläge einstecken musste, habe ich immer wieder herangekämpft und wurde ende Saison mit einigen guten Resultaten belohnt. Dieses Jahr hat es leider nicht gereicht für die Selektion ins C-Kader von Swiss-Ski und somit habe ich mein hoch gestecktes Ziel nicht erreicht. Durch die guten Resultate im Frühling, habe ich jedoch die Kriterien für das Nationale Leistungszentrum Mitte wiederum erreicht und bin stolz, dass ich weiterhin mit einer super starken Trainingsgruppe an meinen Zielen arbeiten kann.

RK-Photography

Auf meine bisherige Karriere gesehen, ist dies wohl meine lehrreichste Saison. Jeder Weg an die Spitze ist geprägt von Erfolgen und Misserfolgen. Bis zur letzten Saison durfte ich mehrheitlich Erfolge feiern. In dieser Saison lernte ich die andere Seite des Spitzensports kennen. Ich habe bereits viel daraus gelernt. Wenn man immer aufs Podest fährt und mit allen mithalten kann, ist es einfach, motiviert zu sein. Und ich kann jetzt auch sagen, dass Misserfolge ebenso motivieren, noch mehr Einsatz zu geben und immer dranzubleiben. Ich werde auch im kommenden Sommer mein Bestes geben, damit ich im nächsten Winter wieder jubeln und Erfolge mit dir teilen kann! 

Ich hoffe, dass ich dir mit diesen Gedanken einen Einblick in meine Saison ermöglichen konnte. Ich freue mich auf den Sommer und darauf, dass ich mich wieder mit bester Trainingsbetreuung und hoffentlich top Trainingsbedingungen auf den nächsten Winter vorbereiten darf. Wir haben einige kleine Anpassungen in der Trainingsplanung vorgenommen und ich bin überzeugt, dass ich nächsten Winter das Blatt wieder wenden kann!

Vielen Dank für deine Treue auch in durstigen Zeiten. Jetzt hoffen wir vorerst einmal auf einen schönen Sommer und bis zum nächsten Mal!
Lorin

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2 Kommentare

Suter Fabienne · April 23, 2024 um 10:58 am

Lorin, ein wirklich eindrücklicher Reflexionsbericht, der mich schwer beeindruckt. Weiter so und bleib dran – DEINE Ziele zu verfolgen.
Viel Erfolg weiterhin. Liebe Grüsse Fabienne

Heinz Egli · April 24, 2024 um 3:17 pm

Lieber Lorin. Vielen Dank für deine Ausführungen. Du bist um eine wichtige Saison in deinem jungen Leben reicher und die gemachten Erfahrungen daraus sind wichtige Elemente für die Vorbereitung der neuen Saison. Ich bin überzeugt, mit den leichten Anpassungen am „set up“ wird es dir gelingen, nächsten Winter dort anzuknüpfen, wo du eben sein möchtest. Du kannst dich dabei auf deine grosse Leidenschaft, deinen Ehrgeiz und dein Können berufen und so werden die Hunderstel auf deiner Seite stehen. Du wird es packen! Jetzt erst mal erfolgreiche Prüfungen in der Schule und dann perfekte Erholung! Liebe Grüsse. Heinz.

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